Lernen, wie man sich sicher auf einem Gletscher bewegt, im Notfall jemanden aus einer Spalte zieht und so die Fähigkeiten entwickeln, auch selbstständig auf schneebedeckte Berge zu steigen? Klingt ganz schön einschüchternd, aber auch wert, es zu lernen! Und so machte ich im Juli einen Eis- und Gletscherkurs in den italienischen Alpen.
Der Kurs
Ich wandere gerne und viel – bisher im Sommer aber meist unterhalb der Schneegrenze. Schnee und Eis habe ich (abgesehen von meiner Nordpol-Expedition) immer nur im Winter erlebt: beim Skifahren, Winterwandern oder Skitourengehen.
Vor einigen Wochen war ich dann auch mal im Sommer im Schnee unterwegs, als ich zum Wandern im Tessin unterwegs war. Dort stellte ich fest, dass eine weiße Umgebung im Sommer durchaus seinen Reiz hat, aber gleichzeitig auch einschüchternd ist, weil sie gewisse Gefahren mit sich bringt. Dennoch war ich mir schnell sicher: Das war ein tolles Erlebnis und ich möchte gerne mehr solche Touren machen.
Umso besser, dass Romy vom Blog etappen-wandern mich kurz nach meiner Kündigung im März bereits gefragt hatte, ob ich Lust hätte, einen Eis- und Gletscherkurs mit ihr zu machen. Damals hatte ich diese neuen Fähigkeiten nicht auf meiner Liste an Dingen stehen, die ich gerne lernen möchte. Aber da ich mir vorgenommen habe, öfter ja zu sagen, wenn sich mir Gelegenheiten bieten, meldete ich mich gemeinsam mit Romy zu einem einwöchigen Kurs am Forni-Gletscher in den italienischen Alpen an. Und als ich dann in einem Schneefeld in den Tessiner Bergen stand dachte ich: Gut, dass ich bald einen Kurs mache!
So kam es, dass ich eine Woche auf der Branca-Hütte am Forni-Gletscher verbrachte und so einiges lernte und erlebte. Begriffe wie “Lose Rolle”, “Prusikknoten” oder “Halbmastsicherung” sind nun keine Fremdwörter mehr und auch meinen ersten 3000er der Alpen habe ich bestiegen.
Das Wetter war leider sehr wechselhaft und wir konnten regenbedingt nicht ganz so viel Zeit draußen verbringen, wie wir das eigentlich wollten. Das ließ uns jedoch genug Raum, alle Knoten und Rettungstechniken ausführlich “im Trockenen” zu üben und uns mit den verschiedenen Szenarien einer Spaltenrettung vertraut zu machen.
Das Highlight der Woche war sicher die Besteigung des Palon della Mare mit Aufstieg über den Gletscher. Der Blick von oben war traumhaft und ich fand es wirklich faszinierend, über einen Gletscher zu laufen, die Spalten zu sehen und uns unseren eigenen Weg zu suchen.
Da gehts rauf! Im steilen Gelände und auf dem Gletscher waren wir in einer Seilschaft unterwegs. Schnee im Winter? Ja, im Hochgebirge keine Seltenheit! Auf dem Palon della Mare
Klar ist: Ich fühle mich noch nicht sicher genug, solche Touren vollkommen selbstständig zu planen und möchte gerne noch die ein oder andere Tour machen, bei der weiterhin erfahrene Freunde mit dabei sind. Ein toller Einstieg ins etwas abitioniertere Bergsteigen war der Kurs aber allemal und ich habe allerhand Neues gelernt!
Was ich gelernt habe
– mit nur ein paar Seilen, Knoten und Karabinern kann man verdammt viel machen! Sich selbst und andere abseilen, jemanden aus einer Spalte hochziehen, oder auch selbst am Seil aus einer Spalte hochklettern. Wirklich faszinierend!
– Natur und Draußensein macht mich glücklich. Im Grunde brauche ich nichts anderes, als frische Luft, schöne Landschaft und gute Gesellschaft. Es tut gut, alles um mich herum zu vergessen und im Hier und Jetzt zu sein.
– Neues lernen macht Spaß! Es war toll, mal wieder ein völlig neues Themengebiet kennenzulernen und Neues zu lernen. Meine Hände zu benutzen, Knoten zu lernen, draußen etwas zu “machen”, anstatt nur vor dem Laptop herumzusitzen. Mehr davon bitte!
– Berge sind wunderbar und gleichzeitig einschüchternd. Es fühlt sich gut an, nun etwas mehr über das richtige Verhalten im Hochgebirge zu wissen, denn Berge und das Wetter in den Bergen sind unberechenbar. Ich liebe das Gefühl der Abgeschiedenheit und der Wildnis und gleichzeitig bin ich mir nur allzu bewusst, dass davon auch eine Gefahr ausgeht. Mit Bergführer fühle ich mich wohl, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich solche Touren auch auf eigene Faust trauen würde.
– Ich möchte mehr über das Wetter lernen. Wie man richtig deutet, was die Wolken am Himmel sagen. Das würde mir vermutlich schon ein sehr viel sichereres Gefühl geben.
– Mich begeistern wilde Blumen, Kräuter und Pilze. Ich würde gerne mehr über die Flora im alpinen Raum, aber auch im Schwarzwald lernen und mir weiteres Wissen zu Kräutern und Pilzen aneignen.
– Ich muss mehr in meine Fähigkeiten vertrauen. Wenn ich etwas Neues ausprobiere und auf neue Leute treffe, gehe ich immer erstmal davon aus, dass die anderen fitter sind als ich, oder die Dinge schneller verstehen als ich. Aber dem ist nicht so. Eigentlich kann ich mich an keine Situation erinnern, in der es mal so gewesen wäre. Und dennoch habe ich diese Gedanken jedes Mal, wenn ich mich gemeinsam mit neuen Menschen einer sportlichen Herausforderung stelle.
– Früh aufzustehen ist hart, aber es lohnt sich! Ich bin keine freiwillige Frühaufsteherin. Aber jedes Mal, wenn ich es dann doch tue, ist es eine gute Erfahrung. Also ab dem Moment, wo ich das Bett verlassen habe. Komisch, dass sich der Kopf dieses gute Gefühl nicht merkt, sondern immer nur den Moment, wenn der Wecker mich aus dem Tiefschlaf reißt.