Die Cinque Terre ist im Sommer ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Ligurien-Urlauber – im Winter hingegen ist hier eher wenig los. In der Hoffnung auf wärmere Temperaturen als in Deutschland, entschlossen meine Studienfreundin Kirsten und ich uns dazu, ein paar Tage an der Küste entlangzuwandern. Die Temperaturen und die Sonne ließen uns zwar etwas im Stich, die Gegend überzeugte uns aber dennoch!

Wanderungen in der Cinque Terre

Der Cinque Terre Nationalpark gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und liegt in der italienischen Provinz La Spezia. Der Nationalpark zieht sich entlang eines Teils der ligurischen Küste und neben wunderschöner Natur kommt man auch durch fünf malerische kleine Dörfer, die in bunten Farben strahlen: Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. 

Zum Wandern ist die Gegend absolut perfekt, denn die Entfernung der Dörfer passt bestens für die Übernachtungen und sollte man mal eine Etappe aufgrund schlechten Wetters überspringen wollen, fährt ein Zug die komplette Küste ab (meist im Tunnel) und hält in den Dörfchen an. Auch deshalb sind hier wohl im Sommer sehr viele Touristen unterwegs, die Infrastruktur ist wirklich sehr gut ausgebaut. Im Winter hingegen trifft man nur wenige Menschen und auch viele Hotels und Restaurants sind geschlossen. Das bedarf ein wenig Planung im Voraus, dafür muss man die Orte nicht mit tausenden anderer Menschen teilen. 

Von Camogli nach Santa Margherita Ligure

Blick auf Portofino in Ligurien
Portofino ist im Winter ruhig und beschaulich.

Streng genommen war unsere erste Wanderung noch nicht in der Cinque Terre, die Landschaft ist aber ähnlich schön. Entlang der Küste geht es bergauf und bergab durch Wälder und immer wieder erhascht man Blicke aufs Meer. Die Höhenmeter sind tatsächlich nicht zu unterschätzen, denn die Küste ist der hügelig und man muss zwangsläufig über mehrere kleine Berge laufen, um vorwärts zu kommen. 

Highlight auf dieser Wanderung war sicher das Kloster San Fruttuoso, das nur über einen steilen Wanderweg oder das Meer zugänglich ist. Ein wunderschöner Ort! Man kann sich vorstellen, dass die Bewohner dort früher in ziemlicher Einsamkeit gelebt haben. Mittlerweile kommen am Tag Wanderer und auch Kanufahrer oder Leute mit Boot hierher.

Auch die Pause in Portofino war ziemlich schön, der Ort liegt an einer kleinen Bucht und ist im Winter richtig ruhig und gemütlich. Im Sommer allerdings kommt hier sicher ein Touristenbus nach dem nächsten an.

Von Levanto nach Vernazza

Ligurien Vernazza Cinque Terre Winter
Blick auf Vernazza bei Regen

Die nächsten Kilometer legten wir mit dem Zug zurück und wanderten dann von Levanto nach Vernazza. Das eigentliche Ziel dieser Etappe wäre Manarola gewesen, aber der Regen machte uns leider einen Strich durch die Rechnung. Gut, dass es den Zug gibt, mit dem wir von Vernazza nach Manarola zu unserem Hotel fahren konnten. 

Die Wanderung heute war anders, als die erste Etappe. Weniger Wälder und mehr offene Blicke aufs Meer. Ein auf und ab war es aber dennoch, ich hätte nicht gedacht, dass wandern an der Küste so anstrengend sein kann! Die Anstiege sind zwar meist nicht allzu lang, dafür echt knackig steil. Oft geht es auch über Treppen, die sich den Berg hinauf schlängeln und teilweise schier endlos sind. Zum Glück wird man dann immer wieder mit tollen Aussichten belohnt!

Unsere Ankunft in Vernazza fiel genau zusammen mit dem Beginn des Regens und so zögerten wir nicht lange, von hier aus den Zug nach Manarola zu nehmen. Wie sich herausstellte, sollte dies eine gute Entscheidung gewesen sein – denn bis in der Nacht hörte der Regen nicht mehr auf. 

Von Manarola nach Porto Venere

Ligurien Riomaggiore Cinque Terre Winter
Endlich kommt der blaue Himmel raus!

Die letzte Wanderung war schließlich die erste bei Sonnenschein und blauem Himmel, juhu! Da sieht die Welt gleich ein bisschen freundlicher aus und die bunten Häuser in Manarola und Riomaggiore strahlen gleich noch ein bisschen mehr. 

Die Streckenführung heute war wirklich traumhaft (abgesehen von unzähligen Treppen, aber die verdränge ich jetzt einfach mal…). Die Blicke auf das blaue Meer und die Sonne im Rücken sind Entschädigung für den Regen und das viele Grau der letzten Tage. 

Auch auf dieser Etappe geht es wieder gut auf und ab, meist über steile Steintreppen. Wir verliefen uns an einer Stelle auch noch, so dass wir zusätzliche 250 Höhenmeter zum Meer abstiegen und alles wieder hochlaufen mussten, denn der Weg war eine Sackgasse.

Da kam ein kleiner Café-Truck am Trail gerade recht und wir stärkten uns mit einem leckeren italienischen Cappuccino bei Aussicht aufs blaue Meer. Weiter ging es dann auf der Alpen zugewandten Seite der Hügelkette und hier wehte ein anderer Wind. Statt warme Luft und Sonne, war es hier eisig kalt, denn der Wind kam direkt aus den schneebedeckten Bergen. Wir packten uns gut ein und liefen die letzten Kilometer bergab in unseren Zielort Porto Venere. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang! In welch wunderbaren Farben die Sonne hier die Felsen leuchten ließ – es war wirklich eine ganz besondere Stimmung!

Ligurien Manarola Cinque Terre Winter
Sonne!

Fazit

Ligurien im Winter hat den Vorteil, dass fast keine Urlauber unterwegs sind. Die Dörfer der Cinque Terre hat man fast für sich alleine und kann die bunte Architektur bestaunen. Auch die Wanderwege sind im Winter weit weniger frequentiert und auf manchen Etappen begegneten uns nur sehr wenige andere Menschen. 

Das hat natürlich seinen Grund: das Wetter. Zwar ist es bei Sonnenschein deutlich wärmer, als zur selben Zeit in Deutschland, allerdings kann es auch hier regnen und echt ungemütlich sein. Das sorgt zwar für stimmungsvolle Bilder, die man im Sommer eher nicht bekommt, kann aber beim Wandern auch ganz schön nass und kalt sein. Zum Glück gibt es jedoch den Zug entlang der Küste, mit dem man im Notfall seine Wanderungen abkürzen kann. 

Auf die vielen Treppen und Höhenmeter sollte man sich im Vorfeld definitiv mental vorbereiten. Nicht jede Küste ist eben so flach wie die deutsche Nordseeküste 😉

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