Wanderungen in den Drakensbergen gehören auf die Bucket List jedes naturbegeisterten Südafrika-Reisenden – und das völlig zurecht! Vor neun Jahren war ich schon einmal dort und mir war immer klar, dass ich irgendwann nochmals hinwollte. Und dieses “irgendwann” sollte dieses Jahr in Erfüllung gehen!

Meine Schwester lebt seit zwei Jahren in Südafrika und statt nach Kapstadt oder Johannesburg, hat es sie nach Pietermaritzburg verschlagen, das nicht allzu weit von den Drakensbergen entfernt liegt. Ohne Probleme sind die Drakensberge für einen zwei-Tages-Trip erreichbar und so packten wir Wanderausrüstung, Zelt, Luftmatratze und Proviant für einen Roadtrip und machten uns auf den Weg in die Berge!

Wanderung zu den Tugela Falls

Ziel für den ersten Tag waren die berühmten Tugela Falls, die zweithöchsten Wasserfälle der Welt. Die Wanderung hatte ich auch vor neun Jahren schon mal gemacht und war damals so begeistert gewesen, dass ich immer davon geträumt hatte, die Aussicht von oben nochmal zu erleben. 

Was ich aber wohl vergessen hatte, war der Zustand der Straße, die vom Eingang des Royal Natal National Park noch etwa 7 Kilometer bis zum Start der Wanderung geht. “Straße” ist tatsächlich eine Übertreibung, denn der gepflasterte Weg endet nach kurzer Zeit in einer Piste, die, wie es scheint, völlig sich selbst überlassen wurde. Entweder, ich habe den Zustand vollkommen verdrängt, oder er ist über die letzten 9 Jahre sehr viel abenteuerlicher geworden: Felsen und Geröll wo man hinschaut, tiefe Löcher und hohe Absätze, Steilstücke durchsetzt von großen Steinen, sowie Wasserlachen, von denen man keine Ahnung hat, wie tief sie sind und ob man hindurchfahren kann. So viel sei gesagt: Mit einem 4×4 Allrad hat man eine Chance, aber vor uns sind an diesem Tag zwei weitere Autos schon liegengeblieben. Im Nachhinein bin ich höchst verwundert, dass uns am Eingang zum Park niemand auf den Zustand der “Straße” hingewiesen hat. Vielleicht sahen wir einfach aus, als wüssten wir, was wir tun.

Trotz Stresslevel 100 haben wir es tatsächlich geschafft – sind wohlbehalten oben angekommen und haben für die 7 Kilometer “nur” etwa eine Stunde gebraucht. Oben waren wir dann auch das einzige Privatauto, alle anderen Wanderer des Tages hatten sich von einem Fahrer hochbringen lassen – nun wissen wir, warum. 

Die Wanderung an sich, war dann trotz ihrer technischen Passagen fast wie eine Erholung im Vergleich zur abenteuerlichen Anreise. Erstaunlicherweise waren auch hier die ersten paar Kilometer der Wanderung gepflastert, bis der Pfad dann nach einer Weile eine natürliche Form annahm. Die Ausblicke waren vom ersten Meter an fantastisch: Wegen des Regens der letzten Tage und Wochen war die Landschaft sattgrün und ich wäre nicht verwundert gewesen, Schweizer Kühe mit Glocken um den Hals zu erblicken. 

Wanderungen in den Drakensbergen
Aussichtsreiches Wandern zu den Tugela Falls

Das Highlight der Wanderung sind neben den Tugela Wasserfällen selbst sicher die sogenannten Chain Ladders – etwa 20 Meter hohe Leitern, die senkrecht eine Felswand hochführen. Diese Leitern hatte ich noch gut in Erinnerung und dennoch war ihr Anblick dann etwas nervenaufreibend. Die beste Strategie: Nicht nachdenken, was passieren könnte, sondern eine Sprosse nach der anderen hochklettern, sich immer eines festen Halts und festen Tritts vergewissern und nicht nach unten schauen. Das Gefühl, oben anzukommen, ist ziemlich erleichternd – der schwierigste Teil ist geschafft!

Von dort aus geht es dann über eine idyllische Hochebene zu den Wasserfällen und einem grandiosen Ausblick mit markanten Felsformationen. Ein Traum! 

Der Abstieg erfolgte nicht über die Leitern, sondern durch eine Schlucht, die zugegebenermaßen auch ganz schön steil ist. “Langsam und bedächtig” war hier die Devise, sowie ab und an mal anhalten und die Aussicht genießen. Was für eine Wanderung! 

Was für eine Aussicht!

Am Auto angekommen wartete dann die letzte Herausforderung des Tages auf uns: Mit dem Auto wieder sicher auf der geteerten Straßen ankommen. Bergab ging es etwas einfacher, aber ich war doch ganz schön erleichtert, als wir es geschafft hatten. 

Eland-Antilopen und Bushman Paintings

Nach einer Nacht auf einem Campingplatz, folgte unsere zweite Wanderung des Kurztrips und war komplett anders, als die erste: Die Landschaft war nicht weniger schön, aber eher lieblich und weniger alpin. Eher wie im Alpenvorland mit Wiesen und Bachläufen. Das Highlight sollte ein Felsen mit antiken Zeichnungen von Buschmenschen sein, angeblich bis zu 2500 Jahre alt. Die Szenen zeigen Menschen und Tiere bei der Jagd und waren in einem richtig guten Zustand! Mehr Infos zu diesen Zeichnungen gibt es HIER.

Durch Farnwälder.
Kleine Zeichnungen an der Felswand, teilweise tausende Jahre alt

Was uns aber fast noch mehr begeisterte, war eine Begegnung mit einer 60-70 Tiere zählenden Herde von Eland-Antilopen! Nichtsahnend wanderten wir durch Grasland, als wir von Getrampel aufgeschreckt wurden und die riesige Herde etwa 30 Meter vor uns den Pfad querte. Was für ein Erlebnis! Wir beobachteten die Tiere eine Weile, bevor sie sich dann endgültig verzogen. Zwar stellte sich später heraus, dass es keine wilden Antilopen waren, sondern das Gelände wohl zu einer Game Farm gehört. Die Landschaft war jedoch so weit, und nirgends waren Zäune zu sehen, dass es sich anfühlte, wie ein Erlebnis in wilder Natur. 

Eine Herde Eland-Antilopen kreuzt unseren Pfad.

Fazit der beiden Wanderungen in den Drakensbergen

Beide Wanderungen sind absolut zu empfehlen und die GPX Daten dazu auf meinem komoot Profil zu finden:
Tugela Falls Wanderung
Bushman Painting Wanderung

Die Tugela Falls Wanderung ist durchaus anspruchsvoll und sollte nur gemacht werden, wenn man schwindelfrei ist. Die Leitern kann man zwar umgehen, muss dann aber durch die steile Schlucht auf- und absteigen. Auch das erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Die Bushman Painting Wanderung ist um einiges kürzer und auch vom Terrain her leichter zu wanden. Schöne Aussichten gibt es zu jedem Zeitpunkt und die Felszeichnungen sind ein echtes Highlight!

Übernachtungstipp: Wir zelteten in der Amphitheatre Backpacker Lodge, die auch Mehrbettzimmer und Apartments anbietet. Die Location ist der perfekte Ausgangspunkt für Erkundungen und Wanderungen in den Drakensbergen.

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