Mein Vorsatz für das Jahr ohne Festanstellung: Spontan sein, Dinge erleben und Neues lernen. Und so zögerte ich nicht lange, als mir Sabrina vom Blog Couchflucht einen Instagram Post schickte, wo Outdoor-Models gesucht wurden, um bei einem Produktshooting in Interlaken vor der Kamera zu stehen. Ein bisschen Erfahrung damit habe ich ja, da wir regelmäßig Mountainbike-Bilder für Reportagen oder Social Media machen.

Und meine Bewerbungs-Fotos hatten wohl überzeugt, ein paar Tage später bekam ich die Zusage per Mail. Schon am kommenden Wochenende sollte ich mit drei Fotografinnen und einem weiteren Model nach Interlaken fahren und dort fünf Tage verbringen. Die Fotos sind für den Ausrüstungs-Award “She is Outdoors” gedacht, der dieses Jahr zum ersten Mal an frauenspezifische Outdoor-Produkte verliehen wurde. Da die Preisverleihung nicht wie normalerweise im Rahmen einer Messe stattfinden konnte, hat sich das Team von Kontrapixel ein rein digitales Konzept überlegt, die Produkte greifbar und erlebbar zu machen: durch Fotos und Filmaufnahmen der Produkte und deren Details in bestechender Qualität. Und das Gesicht dieser Bilder sollten ich und eine weitere junge Frau sein – beide haben wir so etwas je zuvor professionell gemacht.

Zugegebenermaßen habe ich herzlich wenig Ahnung vom professionellen Modell-Stehen und bin von der der Branche auch eher abgeschreckt als angetan. Ich könnte mir nur schwer vorstellen, in schicker Kleidung zu posieren. In Outdoorkleidung jedoch fühle ich mich wohl und kann mich auch recht natürlich und authentisch vor der Kamera bewegen. Anstatt einen betont coolen Gesichtausdruck aufzulegen, darf man beim Outdoor-modeln fröhlich sein und viel lachen, als genau das, was ich sowieso oft tue.


Die Tage an sich waren anstrengend, aber auch ganz schön aufregend. Zwar wurde ich nicht bezahlt, konnte aber viele neue Erfahrungen sammeln und betrachte die Woche als dreifaches Praktikum: modeln, sowie Fotografie und Film, denn ich konnte auch in diesen beiden Bereichen einiges mitnehmen. 

Morgens ging es früh los, tagsüber war es eher ruhig (wegen des schlechten Lichts) und abends hatten wir wieder volles Programm. Es gab 37 verschiedene Produkte, die wir abdecken mussten: Schuhe, Hosen, Jacken, aber auch ein Zelt, Schlafsack, Isomatten etc. Am letzten Tag waren wir sogar im Schnee auf dem Jungfraujoch, um dort Produkte aus der Kategorie “Expedition” zu fotografieren. 

Insgesamt waren die Tage in Interlaken ganz schön erlebnisreich und ich habe viel Neues gelernt. Einige meiner Take-Aways sind diese:

  • Einfach machen. Das Team um den Outdoor-Award “She is Outdoors” hatte Anfang des Jahres die Idee für das Projekt und anstatt lange zu fackeln und zu überlegen, haben sie einfach angefangen. Ein Stein nach dem anderen kam ins Rollen und nun arbeiten sie schon seit mehreren Monaten daran. Der Award wurde ein voller Erfolg, denn es steckte so viel Leidenschaft und Herzblut darin. Ich nehme für mich mit, dass man manchmal einfach loslegen muss und seine Ideen verfolgen muss, anstatt ewig auf den “richtigen Zeitpunkt”, die “richtigen Leute” oder sonst eine unwahrscheinliche Eingebung zu warten. Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, aber wenn man sich dazu entscheidet, kommt eins zum anderen und plötzlich ist man mittendrin und es läuft. Wenn man konsequent arbeitet und sein Bestes gibt, wird es auch ein Erfolg. 
  • Mit einem offiziellen Medienausweis kommt man an Orte, die einem als Normalo verwehrt bleiben bzw. erlebt eine Herzlichkeit in Hotels, Restaurants oder Gondelbahnen, die man als gewöhnlicher Tourist nur selten zu spüren bekommt. Ich war echt baff!
  • Ich fühle mich vor der Kamera wohl und mag Fotos von mir. Zumindest, wenn ich mich in der Kleidung wohlfühle, die ich zeigen soll. 
  • Endlich mal wieder raus! Nach so vielen Monaten in Freiburg und nahem Umkreis habe ich festgestellt, wie sehr ich es doch vermisst habe, unterwegs zu sein, Neues zu sehen und zu erleben. Oftmals merke ich erst, dass mir etwas gefehlt hat, wenn ich es dann wieder habe.
  • Ich mag keine touristischen Orte und kann die Berge und faszinierende Aussichten nur dann wirklich genießen, wenn ich sie mir erarbeitet habe. Auf einer Aussichtsplattform auf 3500 Metern zu stehen ist zwar schön und die Berge wahrlich beeindruckend. Aber gleichzeitig empfinde ich es auch als vollkommen unwirklich und kann es nicht genießen, weil noch 30 andere Menschen um mich herum stehen und wir alle mit der Gondel hochgefahren sind, ohne auch nur einen Finger gekrümmt zu haben. Das macht es sehr schwierig, die schiere Größe und Mächtigkeit der Berge und Gletscher zu begreifen. 

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