4000+ Höhenmeter mit dem Enduro-Bike

Das Freiburg 12erlei: Alle sechs Freiburger MTB Trails jeweils zwei Mal fahren – an einem einzigen Tag. Bergauf ist die Herausforderung die vielen kräftezehrenden Höhenmeter, bergab ist es die Konzentration, die auf allen zwölf Trails zu hundert Prozent da sein muss. Die ultimative Mischung aus mentaler und physischer Challenge, genau wie ich es mag!

Meine bisherigen Challenges

Ich habe über die letzten Jahre schon so einige verrückte Dinge gemacht und bin generell ein großer Fan von physischen und mentalen Herausforderungen. Da war ein Orientierungslauf in den USA, an dem ich mit Uni-Freunden teilgenommen habe. Zwei volle Tage und eineinhalb Nächte suchten wir uns unseren Weg in einem State Forest in Pennsylvania, bei nächtlichen Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunkts. Ohne Schlaf, ohne längere Pausen. Wir waren müde, erschöpft und unterkühlt, hatten erste Anzeichen von Halluzinationen. Am Ende mussten wir aufgeben, aber ich war dennoch fasziniert, zum ersten Mal in meinem Leben zu erfahren, was mein Körper alles kann. 

Darauf folgte ein Kanurennen über 250 Kilometer in Michigan. Auch hier wieder über zweieinhalb Tage und zwei volle Nächte ohne Schlaf, aber mit gleichzeitiger körperlicher Anstrengung. Das Gefühl, so etwas durchzuhalten und zu schaffen, ist so berauschend, dass man es immer wieder erleben möchte. Die nächsten Tage schwebte ich auf Wolke 7 und war paradoxerweise trotz körperlicher Müdigkeit voller Energie und Tatendrang.

Zurück in Deutschland folgte eine 80 Kilometer Wanderung um den Edersee und zuletzt ein Everesting am Schauinsland. Zusammen mit zwei Freundinnen wanderte ich in insgesamt 26 Stunden zwölf mal auf den Freiburger Hausberg. Dabei erklommen wir über  8848 Höhenmeter, die Höhe des Mount Everest. 

Das Freiburger 12erlei

Ich habe also eine gewisse Vergangenheit mit Herausforderungen, die die meisten Menschen als “verrückt” bezeichnen würden. Aber auch mein Freund Hans stellt sich gerne krassen Herausforderungen und so hatte er die Idee eines Freiburger 12erleis: Alle offiziellen Trails des Mountainbike Vereins Freiburg e.V an einem einzigen Tag fahren. Und zwar jeweils zweifach. Das bedeutet insgesamt zwölf kräftezehrende Auffahrten mit dem Enduro-Bike und zwölf technisch anspruchsvolle Abfahrten über Freiburgs Mountainbike Trails. Insgesamt über 4000 Höhen- und Tiefenmeter – und das mit einem 14kg Enduro Bike. 

Verrückte Idee. Moment mal – aber ich hab doch schon viel mehr Höhenmeter an einem Tag geschafft!? Ja stimmt, aber Irgendwie empfinde ich es als leichter, Höhenmeter zu Fuß, als mit dem Bike zu erklimmen. Dementsprechend abschreckend fand ich die Zahl 4000 – obwohl ich bereits mehr als das Doppelte zu Fuß geschafft habe. Und tatsächlich bestätigte sich mein Gefühl: Ich empfand das Freiburger 12erlei als wesentlich herausfordernder als das Everesting zu Fuß und war mehrmals kurz davor, das Handtuch zu schmeißen. Am Ende habe ich durchgehalten – und das, obwohl ich ursprünglich nur die ersten paar Berge zur Unterstützung von Hans mitfahren wollte. Aber wenn man dann schon dabei ist, kann man ja auch gerade noch weitermachen, oder!? 

Die Trail-Abfolge

Badish Moon Rising 1 – Badish Moon Rising 2 – Canadian 1 (inklusive Sektion 0) – Hubbelfuchs 1 – Hubbelfuchs 2 – Baden to the Bone 1 – Borderline 1 – Baden to the Bone 2 – Borderline 2 – Canadian 2 (inklusive Sektion 0) – Hexentrail 1 – Hexentrail 2

(Die Touraufzeichnung gibts auf meinem komoot Profil.)

Die Key-Take-Aways

Hier kommen meine Key-Take-Aways vom Freiburger 12erlei:

  • Der Körper kann so viel mehr, als man ihm zutraut. Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber eine erneute Bestätigung, die mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Die Inuit haben ein Sprichwort, das in etwa so geht: “Wenn man denkt, man könne nicht mehr weitermachen, dann kann der Körper mindestens noch einmal dieselbe Leistung vollbringen.”
  • Nach einem Tief kommt ein Hoch. Ja, ich hatte zwischendurch mal ein ziemliches Tief, das sich auch über mindestens zwei Stunden gehalten hat. Ich kroch den Berg hoch, wie eine Schnecke, hatte keine Lust mehr, fand alles einfach nur doof. Fragte mich, warum man solchen Quatsch eigentlich macht und war kurz davor aufzuhören. Aber irgendwie war Aufgeben auch keine Option und nach einer Weile stellte sich ein absolutes Hochgefühl ein. Ich kann noch nicht mal sagen, wo es herkam, aber plötzlich hatte ich wieder neue Energie, gute Laune und für ein paar Auffahrten lief es fast wie von selbst! 
  • Eine solche Erfahrung gibt mir ein Hochgefühl, das mehrere Tage anhält. Anstatt Energie zu ziehen, gibt mir der Erfolg einer solchen Herausforderung eine riesige Menge neuer Energie. Ich fühle mich unendlich glücklich, voller Tatendrang und Motivation. Wir sollten alle mehr Dinge machen, die uns Energie geben, anstatt diese zu nehmen!
  • Mein Körper regeneriert extrem schnell. Klar, meine Beine sind ein bisschen schwer und ich war am nächsten Morgen ein bisschen müde. Aber insgesamt fühlt sich mein Körper richtig gut, ich habe keinen Muskelkater und habe fast schon wieder Lust, mich erneut aufs Rad zu schwingen 😉
  • Freunde sind Gold wert! Wir haben so einen unfassbar tollen Freundes- und bekanntenkreis in Freiburg, ohne die alles noch viel schwieriger gewesen wäre und wir es vermutlich nicht geschafft hätten. Manche sind Teile des Zwölflerleis mit uns gefahren, andere haben wir zufällig auf dem Trail getroffen und wieder andere brachten uns im strömenden Regen trockene Kleidung, Regenjacken, warmen Tee und Snacks, damit wir auch den allerletzten Berg noch schaffen würden. Danke für euren grandiosen Support, ihr seid die Besten!
  • Essen und Verpflegung sind noch verbesserungsfähig. Mein Tief hing sicher auch damit zusammen, dass wir nicht die allerbeste Verpflegung mitgenommen hatten, bzw. uns an einem Sonntag nur mit Snacks von der Tankstelle versorgen konnten. Für weitere Challenges werden wir unser Auto irgendwo als Basecamp platzieren und dort nahrhaftes Essen und Getränke hinterlegen. Aber es ging ja auch so irgendwie 🙂
  • Jeder Mensch sollte etwas ähnliches mal erleben! Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle uns öfter körperlich und mental fordern sollten. Nur so lernen wir, was unser Kopf und unser Körper eigentlich leisten können und nur so lernen wir, standhaft zu bleiben und nicht aufzugeben, wenn es mal hart wird. Diese Erfahrung ist so beflügelnd, so kraftspendend, dass man sich noch Wochen, Monate und Jahre daran zurückerinnert und insgesamt stärker wird: Weil man erfahren hat, was man leisten kann, wenn man nicht aufgibt.

4 Comments

  1. Pingback: Luftballons aufpusten - oder persönliche Grenzen verschieben

  2. Pingback: Everesting am Schauinsland - 8848 Höhenmeter an einem Tag

  3. Sehr cool 🙂
    Es ist ja schon ein bisschen unfair, dass du überhaupt keinen Muskelkater hast und ich quasi nicht mehr laufen kann :/

    • Tja 😛 Ich weiß auch nicht, warum es mir so gut geht! Vielleicht, weil ich in den letzten Wochen / Monaten mehrmals ganztägige Touren gemacht habe? Währenddessen haben wir uns aber ja bestens ergänzt: Du hattest Energie, als ich mein Tief hatte und ich hatte Energie, als du dein Tief hattest. Alleine hätte ich es niemals gepackt!

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